Abbildung aus der Chronik der Stadt Oschersleben aus den 1920er Jahren. Was noch steht, ist im rechten Teil die alte Mauer, die einst die oddesse zum Teil verzierte.
Besonderes Jubiläum in der Bodestadt
Es ist bestimmt nicht alltäglich, dass Oscherslebens Bürgermeister Benjamin Kanngießer eine Festrede auf das 170-Jährige Bestehen eines in der Bodestadt ansässigen Betriebes vorbereiten und halten muss. Aber im Fall der „oddesse“ war dies so, denn am 13. September 1854 gründete der Oscherslebener Kupferschmiedemeister Forstreuter den Betrieb im Nickelkulk. So gab Kanngießer in seiner Festrede einen geschichtlichen Abriss der oddesse, und die Bedeutung für Oschersleben und die Region. Zu einer Neuorientierung wäre es bei Forstreuter wohl nie gekommen, aber er erkannte den Aufschwung der aufkommenden Zuckerindustrie in der Region und welche Bedeutung dies für ganz Deutschland haben würde. Die drei Söhne Forstreuters, Albrecht, Wilhelm und Hermann vergrößerten nach und nach das Unternehmen und nahmen Veränderungen vor. Bauten Kalksteinfabriken, Brennereianlagen und spezialisieren sich auf den Bau von Pumpen und fusionierten 1897 mit der Hamburger Oddesse-Dampfpumpen-Gesellschaft. Danach firmiert das Unternehmen unter Maschinenfabrik Oddesse GmbH, denn übrigens setzt sich der Name aus den Namen des englischen Ingenieurs Oddie und dem des deutschen Kaufmanns Hesse zusammen. Der Pioniergeist des Ingenieurs und das unternehmerische Geschick des Kaufmanns sichern gemeinsam den Erfolg. Anfang der 1930er Jahre produziert man eine der technischen Neuerungen jener Zeit – Unterwassermotorpumpen und Tauchmotoren. Diese technischen Innovationen machen den guten Ruf des Unternehmens auf dem Weltmarkt aus. Seit 1939 firmiert der Pumpenhersteller unter dem Namen „KLEINSCHANZLIN-ODDESSE“ GmbH. Im Zuge von Reparationsleistungen 1945 demontiert, nimmt die Oddesse dennoch schon 1946 den Betrieb wieder auf und setzt sich zunehmend auf den internationalen Märkten durch. Der VEB Pumpenfabrik Oschersleben überzeugt mit Qualität und neuen Produktentwicklungen Kunden in vielen Ländern. In der 1975 erbauten modernen Fertigungsstätte in der Anderslebener Straße sind schließlich rund 1.400 Mitarbeiter tätig. Der Start in die Marktwirtschaft gelingt 1990 mit der Konzentration auf das Kerngeschäft und dem Verkauf von Unternehmensteilen, vor allem aber dank dem Ideenreichtum und der Qualitätsarbeit der Mitarbeiter. Seit 1994 firmiert das Unternehmen unter dem Namen „oddesse“-Pumpen- und Motorenfabrik GmbH im Norden von Oschersleben und produziert seit 1998 in hochmodernen Produktionsanlagen für Kunden in 50 Ländern der Erde. Nach einem Rundgang durch den Betrieb sprachen in der Feierstunde auch der langjährige Geschäftsführer Joachim Kunkel und der jetzige Geschäftsführer Thomas Schmidt, bevor es im Festzelt für die geladenen Gäste und Mitarbeiter zum gemütlichen Teil des Nachmittags überging. 13. September 2024
So sieht nagelneu aus …
… und so ein Laufrad nach tausenden Betriebsstunden in einem verschmutzten Wasser.